Mit dem Thema meiner Abschlussarbeit der Yoga-Kursleiter-Ausbildung melde ich mich zurück aus einer längeren (Blog-)Pause. War eigentlich eher spontan, teilweise auch von der eigenen (mangelnden) Gesundheit aufgezwungen. Tat aber gut. Und, wie wir aus dem Yoga und vor allem aus den Atemtechniken im Yoga wissen, in Pausen entsteht Wichtiges! So bin ich nicht nur auf dem Weg zur Yogalehrerin fortgeschritten, sondern auch auf meinem persönlichen Weg. Hier gibt’s einen Einblick in meine Abschlussarbeit „Mehr Standfestigkeit für Körper und Seele“.
Der Höhepunkt der Ausbildung
Zum Abschluss meiner Ausbildung musste ich nun ein schriftliches Stunden-Konzept zum Thema „Standfestigkeit für Körper und Seele“ ausarbeiten und einen Teil davor praktisch zeigen. Und die Möglichkeit endlich wieder über Yoga zu schreiben und zu recherchieren macht mir soviel Spaß, dass ich direkt wieder so viel wie möglich mit meinen Lesern und Dir teilen will!
Der Sonnengruß – und wie er auf die Standfestigkeit wirkt
In meinen aktuellen Kursen die ich unterrichte (s. Sidebar) erarbeiten wir den Sonnengruß. Mit all seinen Aspekten, Affirmationen und Asanas. Es ist wirklich faszinierend, wie vielseitig dieses alte Karana ist.
Was hat nun aber der Sonnengruß mit Standfestigkeit zu tun? Schließlich bewegen wir uns ja im Sonnengruß – und das nicht langsam.
Der Sonnengruß beinhaltet wichtige Asanas, die ich mit Standfestigkeit in Verbindung bringe: Tadasana – das Spüren in die Fußsohlen. Das Fundament des Berges (der Berghaltung). Sinnbildlich auch die Wurzeln, die einem Baum Standfestigkeit verleihen.
Ebenso die Haltung des Sprinters, der (so die Affirmation) „zuversichtlich nach vorne schaut“, den einen Fuß aber fest verwurzelt in der Erde und darauf den Körper stützt. Die Haltung festigt die Rückenmuskulatur. Und das „starke Rückgrat“ ist durchaus zweideutig zu verstehen. Auch bei „Angriffen“, Kritik oder brenzligen Situationen kommt es oft auf Rückgrat an – „Mut“. Das soll uns der Sprinter „mitgeben“.
Und dann… erst mal Abwarten, oder?
Den Sonnengruß mehrmals hintereinander geübt, ist es besonders wertvoll dem direkt nachzuspüren. (Hier habe ich mal aufgeschrieben, was es mit diesem „Nachspüren“ auf sich hat). Also nicht plappern, herumgucken was die anderen machen. Oder nach der Wasserflasche greifen. (Trinken ist wichtig! Klar! Aber trinke vor und vor allem nach der Yoga-Stunde regelmäßig und ausreichend!). Das Nachspüren nach dem Sonnengruß ist, in meinen Augen, sogar das Wichtigste. Denn im Atemrhythmus geübt, gibt er ein wahres Konditionstrainig ab. Das Blut rauscht in den Ohren, der Herzschlag und der Atem gehen schneller. In diesem Moment einmal in sich selbst zu hören und auf seinen Körper zu achten ist unheimlich WERTVOLL!
Vor allem die Vorstellung „im Berg“ zu stehen beruhigt nach dem schnellen Üben ungemein. Sich einmal das feste Fundament eines Berges vorzustellen, das Jahrmillionen von Jahren den Gezeiten, Stürmen und Wetterfronten trotzt. Ebenso standfest ist unser Körper in der Berghaltung. Was gerade nach dem Sonnengruß eine wertvolle Erkenntnis sein kann.
Eine feste Körpermitte – der Baumstamm
Vor allem das Brett „Chaturanga Dandasana“ verkörpert für mich Standfestigkeit. Denn in einer ersten Meditation zu dem Thema kam mir direkt ein fester Stamm einer schönen weißen Birke in die Gedanken. Nicht die Wurzeln (Tadasana) und auch nicht die Baumkrone (Vrksasana). Sondern ein fester Baumstamm. Das symbolisiert für mich vor allem die Haltung des Bretts. Die vierbeinige Stockhaltung. Sie ist kraftvoll und kräftigt viele Muskelpartien. Vor allem die Haltemuskulatur des Rumpfs und die Schultern.
Mit Standfestigkeit alles „schultern“
Auf unseren Schultern tragen wir oft „ein ganz schönes Päckchen“: Alltagsstress, Sorgen oder Gebrechen (auch von uns nahe stehenden Menschen). Das sieht man dann tatsächlich an der Haltung. Mit einer kräftigen Schultermuskulatur schaffen wir es auch „schwerere Lasten“ leicht zu tragen. Denn die Lasten, die uns aufgeladen werden, können wir uns oft nicht aussuchen. Aber wir können uns stärken, um für Vieles gewappnet zu sein.
Die Bretthaltung aktiviert außerdem alle Chakren. Im Fokus auf die Standfestigkeit, wird die Übung aber vor allem mit der Unterstützung unseres Manipura-Chakras (Solarplexus) durchgeführt. Sich beim tiefen Atmen einen gelben Lichtkreis in Bauchhöhe vorzustellen, kann helfen dieses Chakra zu aktivieren. Hier sitzt, unter anderem, unsere Intuition (das Bauchgefühl), aber auch unser Selbstbewusstsein. Wie wichtig es vor allem für „frau“ ist, die Körpermitte und damit auch dem Bauch, etwas Gutes zu tun, darüber habe ich hier schon geschrieben.
Richtige Vorbereitung und Kraftvoller Ausgleich
In einer Yogastunde, so habe ich es gelernt, gibt es ja mehrere Phasen. Das Ankommen und Einstimmen ist wichtig. Dann natürlich, wie bei jedem sportlichem Üben, das warm machen. Im Hauptteil der Stunde „knüpft man sich meist ein Asana oder ein Thema vor“. Und zu jedem Asana gibt es eine Ausgleichshaltung. Das symbolisiert wiederum auch der Sonnengruß sehr anschaulich: Vorbeugen, Rückbeugen, Ausatmen, Einatmen, Kräftigung und Dehnung, Anspannung und Entspannung (wie beispielsweise in Uttanasana oder der Bauchlage).
Als Vorübung und Ausgleichshaltung für Übungen zum Brett wähle ich die Schulterbrücke „Dvi Pada Pitham“ oder „Setubandhasana“. Die Schulterbrücke kann als Ausgleich für so viele Übungen dienen. Vor allem aktiviert die Schulterbrücke unsere Bauchmuskulatur und stärkt unsere Schultern.
Stelle Dir vor, dass alle (unnötige) Anspannung, die sich beim Üben gerade, vor allem auf Deine Schultern verteilt hat, jetzt über die schiefe Ebene, die die Brücke bildet, an die Erde abgegeben wird. Erde Dich! Und lasse (körperliche) Überreizungen tief in die Erde fließen.
Mit den richtigen Worten geübt…
Die Wortwahl ist entscheidend. Das habe ich auf meinem, zugegeben „kurzen“ Yoga-Weg bisher gelernt. Übungen richtig anzusagen, kann manchmal ganz schön anstrengen. Sie dann aber auch mit den richtigen Affirmationen zu versorgen, um die Wirkung auch auf mentaler Ebene wirken zu lassen, ist „die Kür“. Dazu behelfe ich mir gerne der einschlägigen Yoga-Literatur. Hier habe ich schon einmal ein par interessante (Yoga-) Bücher aufgelistet. Die wunderbare Autorin Anna Röcker liefert in ihrem Buch „Übungseinheiten Yoga – Körperliches und geistiges Training für Gesundheit und innere Harmonie“ (Südwest – Amazon Affilliate Link) eine fantastische Affirmation für’s Leben – aber natürlich in erster Linie für die Übung des Bretts.
Ich lebe mein Leben nach meinem inneren Plan.
Im Sonnengruß lautet die passende Affirmation:
Ich entwickle Kraft und Willensstärke.
Auch deshalb steht das Brett für mich sinnbildlich für Standfestigkeit. Denn durch mein regelmäßiges Üben des Sonnengrußes habe ich diese Affirmation schon fest abgespeichert.
Zum Abschluss ein Mantra – das vor allem Freude und Zuversicht bringen soll
In jedem Teil von mir und von Allem (ANG) ist die Vereinigung und Verbindung (SANG). Wundervoll und großartig (WAHE) ist der Übergang vom Dunkel ins Licht (GURU).
ANG SANG WAHE GURU
Meine Ausbildung brachte mich schöner Weise auch dem Kundalini Yoga näher. Wofür ich mich sehr interessiere. Hier habe ich die Yogalehrerin und -Therapeutin Niki Sada Nam für meinen Blog interviewt und hier habe ich über die besondere Energiearbeit des Kundalini Yoga geschrieben. Eine meiner Ausbilderinnen brachte uns das Kundalini Yoga nahe. Und viele der Übungen habe ich direkt übernommen.
Am meisten haben mich die Mantras und vor allem das gemeinsame Singen begeistert. Beim gemeinsamen Mantra-Singen nehme ich eine unheimlich positive (Gruppen-)Stimmung wahr. Das gewählte Mantra ANG SANG WAHE GURU. Soll das Gruppengefüge stärken. Mit den entsprechenden Handbewegungen sorgt es außerdem für eine gleichmäßige Hirnaktivität und damit auch für ein Gefühl der Ausgeglichenheit.
Beim Mantra-Singen werden durch Töne aber auch durch die Zungen- und Gaumenbewegungen besondere Meridiane und Energiebahnen aktiviert, die normalerweise beim körperlichen Üben außen vor bleiben. Bewegung, Gesang, Atmung und Hingabe ermöglichen schließlich eine besondere Form der Meditation.
Besondere Menschen
Das Mantra verkörpert für mich aber auch eine Art (traurigen) Abschied von sehr wertvollen Weggefährtinnen. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass der Austausch mit meinen Yoga-Kursleiter-Kolleginnen weiterhin rege und intensiv bleibt. Das haben wir uns stark vorgenommen. Denn die Gruppe, die sich um meine Lehrerin in Baden-Baden eingefunden hat, war wirklich von besonderer Qualität. Wir haben uns in der Zeit der Ausbildung alle schätzen und lieben gelernt. Das Mantra soll auch einen Neuanfang trotz Abschied beschreiben – so verstehe ich das.
Was meinst Du?
Vielleicht kennst Du das Mantra ja?! Und was bedeutet es für Dich? Was bedeutet eigentlich Standfestigkeit für Dich… Sicherlich kann man auch hier unterschiedliche Ansätze wählen.
Ich freue mich, dass Du (wieder) auf meinem Blog gelandet bist. Und hoffentlich ein par gute Anregungen für Deine Yoga-Praxis zuhause sammeln können.
Von Herzen…
Namasté – mein Herz grüßt Dein Herz
Deine Lotte Laib